Risikofaktoren

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Die Risikofaktoren für Blasenentzündungen, die nachfolgend beschrieben werden, kann man entweder gar nicht oder nur mit hohem Aufwand verändern.

Teilweise muss man diese Risikofaktoren akzeptieren, wie beispielsweise die kurze Harnröhre der Frauen, und durch Änderung der beeinflussbaren Faktoren künftige Blasenentzündungen verhindern.

Kurze Harnröhre bei Frauen

Frauen haben eine kurze Harnröhre, die nur etwa 2,5 bis 5 Zentimeter lang ist, im Vergleich zur 20 Zentimeter langen Harnröhre des Mannes.

Durch die kurze Harnröhre der Frauen können Bakterien relativ leicht bis zur Blase aufsteigen.

Außerdem befindet sich die weibliche Harnröhrenöffnung sehr nah an der Afteröffnung, nur durch den Damm und wenige Zentimeter Schleimhaut von ihr getrennt. Das macht es Darm-Bakterien sehr einfach, vom After bis in die Blase zu gelangen.

Daher haben Frauen auch ungefähr 50 mal häufiger Blasenentzündungen als Männer.

Gegen die kurze Harnröhre kann man nichts tun. Hilfreich ist jedoch eine besonders sorgfältige Toilettenhygiene.

Fehlbildungen der Harnwege

Bei manchen Menschen sind die Harnwege auf die eine oder andere Weise fehlgebildet. Meistens handelt es sich dabei um Verengungen der Harnröhre oder der Harnleiter.

Wenn durch die Fehlbildungen ein Abflusshindernis besteht, kommt es häufig zu wiederkehrenden Blasenentzündungen.

Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern sind häufige Blasenentzündungen oft die Folge von bisher nicht erkannten Fehlbildungen.

Bei manchen Erwachsenen waren leichte Fehlbildungen jedoch die ganze Kindheit und Jugend hinweg unauffällig und führen erst im Erwachsenenalter zu Problemen.

In anderen Fällen kommt es erst im Laufe der Jahre zu Fehlbildungen der Harnwege, beispielsweise zur Harnröhrenverengung. Dies kann durch langwierige Entzündungen, Verletzungen durch Katheter oder Tumore geschehen.

Männer sind häufiger von Fehlbildungen der Harnwege betroffen als Frauen.

Ob und wie eine Fehlbildung der Harnwege operativ beseitigt werden kann, hängt ganz stark vom jeweiligen Einzelfall ab.

Prostatavergrößerung bei Männern

Bei älteren Männern ist häufig die Prostata vergrößert. Solch eine Prostatavergrößerung behindert den freien Harnfluss, sodass oft nur geringe Mengen Wasser gelassen werden können.

Durch den Restharn, der in der Blase verbleibt, und einen guten Nährboden für Bakterien bietet, kann es zu Blasenentzündungen kommen.

Daher sind Blasenentzündungen bei älteren Männern relativ häufig.

Prostata-Vergrößerungen kann man mit Präparaten aus Kürbiskernen und Sägepalmen behandeln.

Die Behandlung ist jedoch relativ langwierig und führt nicht immer zu einem vollständigen Rückgang der Prostatavergrößerung.

Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist die Gefahr einer Blasenentzündung erhöht.

Das liegt einerseits daran, dass die große Gebärmutter auf die Blase drückt, was das Eindringen von Erregern erleichtert.

Außerdem werden in der Schwangerschaft durch die Hormonumstellung die Schleimhäute weich und locker. Das erleichtert es Bakterien sich einzunisten und zu wachsen.

Blasenentzündungen in der Schwangerschaft sind nicht nur besonders lästig und quälend, man kann sie auch schlechter behandeln, weil viele Antibiotika nicht für Schwangere geeignet sind.

Daher ist eine sehr gute Toilettenhygiene und eine ausreichend große Trinkmenge in der Schwangerschaft besonders wichtig, um eine Blasenentzündung möglichst zu verhindern.

Blasensenkung oder Gebärmuttersenkung

Nach einer Geburt oder altersbedingt kommt es bei vielen Frauen zu einer Blasen- oder Gebärmuttersenkung.

Die Blase und/oder die Gebärmutter können dann nicht mehr durch die Beckenboden-Muskulatur in ihrer Position gehalten werden und sinken mehr oder weniger stark nach unten.

Dadurch kann es unter anderem zu häufigen Blasenentzündungen kommen. Bakterien können leichter in die Blase eindringen und häufig verbleibt Restharn in der Blase, der einen guten Nährboden für Bakterien darstellt.

Bei leichten Senkungen kann man durch regelmäßiges Beckenbodentraining die Situation verbessern.

In schwereren Fällen gibt es verschiedene operative Möglichkeiten.

Fehlende Blutgruppenantigene (ABO-nonsecretor-Phänotyp)

Auf den roten Blutkörperchen sitzen sogenannte Antigene, die je nach Blutgruppe unterschiedlich sind. Die Blutantigene sind kleine Eiweißkörper.

Das bekannteste Unterscheidungsmerkmal bei den Blutgruppen-Antigenen sind die Antigene des AB0-Systems. Anhand dieser Merkmale wird die klassische Blutgruppe ermittelt.

Unabhängig von der jeweiligen Blutgruppe geben viele Menschen diese Antigene an die Sekrete des Körpers ab, beispielsweise in den Speichel, den Schweiß, aber auch den Harn. Diese Menschen werden auch "Secretor" (oder "Sekretor") genannt.

Etwa 15% - 20% der Menschen geben keine oder nur wenige Blutgruppen-Antigene an ihre Körper-Sekrete ab. Sie werden daher "Non-Secretor" (oder "Non-Sekretor") genannt.

Die Tatsache, ob man Secretor oder Nonsecretor ist, ist angeboren und wird dominant vererbt.

Medizinische Studien haben herausgefunden, dass die Tatsache, ob man Secretor oder Nonsecretor ist, einen Einfluss auf die Erkrankungshäufigkeit bei manchen Erkrankungen haben kann. Nonsecretoren erkranken beispielsweise häufiger an Magengeschwüren.

Auch die Neigung zu Blasenentzündungen hängt teilweise davon ab, ob man Nonsecretor ist.

Ältere Frauen, die zugleich Nonsecretor sind, erkranken häufiger an Blasenentzündungen als ältere Secretorinnen. Bei jüngeren Frauen spielt es laut mehrerer Studien keine Rolle, ob man Secretor oder Nonsecretor ist.

Man hat keinen Einfluss darauf, ob man Secretor oder Nonsecretor ist. Daher bleibt älteren Nonsecretorinnen nur die Möglichkeit, diese Schwäche durch ein starkes Immunsystem, sorgfältige Toilettenhygiene, große Trinkmenge und warme Füße auszugleichen.

Niedrige Uromodulin-Ausscheidung

Uromodulin ist ein Protein, das die Harnwege vor Infektionen und Harnsteinen schützt.

Dieses Protein wird von der Niere produziert und in den Harn abgegeben.

Manche Menschen produzieren weniger von diesem Protein als andere Menschen. Die Betroffenen neigen verstärkt zu Blasenentzündungen.

Daher sollten Betroffene, sofern sie wissen, dass sie weniger Uromodulin produzieren, Blasenentzündungen auf andere Weise möglichst gut vorbeugen.

Verringerte LL-37-Bildung

Erst vor wenigen Jahren (2006) wurde ein weiterer körpereigener Faktor entdeckt, der Blasenentzündungen verhindern kann.

Die Schleimhautzellen der Blase stellen ein Antibiotikum her, das von den Forschern LL-37 genannt wurde.

Dieses körpereigene Antibiotikum aus der Familie der Cathelicidine wirkt gegen die Bakterien, die typischerweise Blasenentzündungen hervorrufen.

In der gesunden Blase werden einige dieser Antibiotika hergestellt. Sobald Bakterien in die Blase vordringen, wird innerhalb weniger Minuten die Antibiotika-Produktion in den Schleimhautzellen der Blase angekurbelt. Jetzt werden viele der körpereigenen Antibiotika produziert und nehmen den Kampf gegen die Krankheitserreger auf.

Diese körpereigenen Antibiotika LL-37 sind ein wichtiger Grund dafür, das nicht noch mehr Blasenentzündungen auftreten.

Ob jeder Mensch gleich viel LL-37 produziert, ist bisher wohl nicht hinreichend erforscht, zumindest liegen mir (der Autorin) keine diesbezüglichen Informationen vor.

Wenn die Produktion von LL-37 jedoch verringert sein sollte, könnte es dadurch vermehrt zu Blasenentzündungen kommen.

Die medizinische Forschung untersucht inzwischen, ob man LL-37 als Medikament herstellen kann, um Blasenentzündungen erfolgreicher behandeln zu können, auch wenn Resistenzen aufgetreten sind.

Nierenschäden und Dialyse

Wenn man einen Nierenschaden hat oder gar auf Dialyse angewiesen ist, darf man nur geringe Mengen trinken. Außerdem produziert die Niere meistens kaum Urin.

Daher werden die Harnwege mitsamt der Blase kaum durchgespült.

Bakterien haben hier ein leichtes Spiel und können sich gut vermehren. So kommt es zu häufigen Blasenentzündungen.

Diabetes mellitus

Wenn man unter Diabetes leidet, wird oft auch die Niere angegriffen. Außerdem funktioniert das Immunsystem bei Diabetikern meistens nicht optimal.

Diabetiker sollten daher nicht nur ihre Grunderkrankung sorgfältig behandeln, sondern auch durch gute Hygiene, reichlich trinken und warme Füße gegen Blasenentzündungen vorbeugen.

Neurologische Erkrankungen, z.B. Multiple Sklerose

Einige neurologische Erkrankungen, beispielsweise Multiple Sklerose, fördern die Entstehung von Blasenentzündungen.

Das liegt vorwiegend daran, dass man mit diesen Erkrankungen meistens unter Blasenentleerungsstörungen leidet.

Erkrankungen des Immunsystems

Bei Erkrankungen des Immunsystem, beispielsweise HIV/AIDS oder infolge von Transplantationen, kann sich der Körper nicht mehr richtig gegen Infektionen wehren.

Daher kommt es unter anderem zu vermehrten Blasenentzündungen.

Umso wichtiger sind die Vorbeuge-Maßnahmen, um das häufige Auftreten von Blasenentzündungen zu verhindern.


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